Was jeder Gehörlose über Hörende und Hören wissen sollte
Es gibt jede Menge Missverständnisse zwischen Hörenden und Gehörlosen. Gehörlose fühlen sich von Hörenden oft diskriminiert. Es gibt zu wenig Kommunikation zwischen Hörenden und Gehörlosen. Da gibt es eine Sprachbarriere, kulturelle Unterschiede, verschiedene Mentalitäten.
Missverständnisse gibt es häufig, wenn man glaubt, alles über die Welt des Anderen zu wissen. Das nennt man wohl Vorurteil…
Doch Hörende können sich oft nicht in die Lage von Gehörlosen versetzen. Aber Gehörlose können sich auch nicht in die Lage von Hörenden versetzen.
Es ist Zeit, mal ein paar Dinge zu klären. Über Hörende und über das Hören an sich:
Hörende schauen Gehörlose in der U-Bahn blöd an
Das passiert sicher ganz oft. Und Gehörlose empfinden das oft als Diskriminierung. Das ist aber oft nicht so gemeint:
a) Viele Hörende finden die Gebärdensprache toll. Sie schauen gerne zu. Und Hörende reagieren genauso auf Bewegungen, die sie sehen, wie Gehörlose. Und da sich in der U-Bahn meistens sonst nichts bewegt, schaut man hin. Würde jemand in der U-Bahn tanzen, dann würde man ja auch sofort hinschauen. Das ist nicht immer eine Wertung! Manchmal ist das einfach eine Art Bewunderung oder Interesse! Und Hörende versuchen, Gebärden zu erkennen, die sie vielleicht verstehen. Das ist ganz normal.
Wenn neben mir jemand in einer fremden Sprache spricht, kann ich gar nicht anders als zuzuhören und manchmal ist da ein Wort dabei, das ich verstehe: “Blah blah blah iPhone blah blah blah SMS blah blah blah Marienplatz…” Die meisten Menschen langweilen sich in der U-Bahn. Und da ist eine Gruppe Gehörloser, die sich unterhalten, eine kleine Sensation, denn man sieht es ja nicht so häufig.
b) Auch Gehörlose machen Geräusche, die Hörende hören können. Das ist mal ein Lachen, ein Husten oder manchmal auch ein Schrei oder Freude. Hörende passen ihre Stimme meistens an die Lautstärke der Umgebung und die Entfernung zum Gesprächspartner an. Ist es laut, sprechen, lachen, freuen sie sich laut. Hörende müssen sich in einer Disko anschreien, da haben Gehörlose klare Vorteile. Ein Hörender der in eine Bibliothek kommt, wo es total still ist, wird ganz leise flüstern. Wenn er mit normaler Lautstärke spricht oder laut wird, schauen auch ihn alle “blöd” an.
Als Gehörloser kannst Du Dir das so vorstellen: Du bist in einem dunklen Raum und jemand kommt mit einer Laterne herein. Dann schaust Du hin, was da ist. Leuchtet er Dir mit einer Taschenlampe direkt in die Augen, dann stört das und Du schaust ihn blöd an. Hörende reagieren eben auf Geräusche. Und wenn es laute Geräusche sind, ist das erstmal komisch. Die Leute reagieren da unterschiedlich. Der eine schaut kurz, schaut dann wieder weg. Andere finden das vielleicht störend. Dann gibt es sicher auch welche, die das lustig, interessant, spannend finden.
Als Gehörloser kannst Du Deine Stimme nur schlecht an die Umgebung anpassen. Das heißt, Du bist entweder zu laut oder zu leise.
Neulich haben sich zwei Jugendliche in der U-Bahn unterhalten. Beide haben Musik über Kopfhörer gehört und haben dabei mit “komischer” Stimme und viel zu laut gesprochen. Und alle haben sie “blöd” angeschaut.
Mit Stimme sprechen
Viele Gehörlose sprechen nicht gerne mit Stimme. Das kommt oft daher, weil sie schlechte Erfahrungen mit Hörenden gemacht haben und viele Hörende verziehen das Gesicht, wenn sie Gehörlosen beim Sprechen zuhören. Aber warum?
Wenn ein Hörender etwas schlecht verstehen kann - zum Beispiel weil jemand zu leise spricht - dann kneift er die Augen zusammen und verzieht das Gesicht. Das ist komisch, weil er dadurch auch nicht besser hört. Aber man kann da seine Mimik auch nicht kontrollieren. Es soll vielleicht zeigen “ich verstehe Dich ganz schlecht, sprich lauter oder deutlicher”. Also genau genommen eine Art Gebärdensprache, die von Hörenden aber oft falsch interpretiert wird. Das heißt nicht “ich finde das komisch / unangenehm, wie Du sprichst”, sondern “ich muss mich konzentrieren, weil ich Dich verstehen will.”
Und wenn Du beim Bäcker bist, es ist ganz still dort und Du schreist “Nussschnecke!!!” dann werden Dich die Leute dort komisch anschauen. Stelle Dir eine Gehörlosen-Bäckerei vor voller Gehörloser. Niemand gebärdet und die Verkäuferin schaut Dich an. Du winkst und springst hin und her, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, stampfst auf den Boden, schaltest das Licht an und aus und gebärdest mit großen und schnellen, hektischen Gebärden “Nussschnecke”. Dann wirst Du vermutlich auch dort komisch angeschaut, oder?
Dann spreche ich lieber nicht, sondern zeige nur mit dem Finger
Was unter Gehörlosen total normal ist, ist unter Hörenden oft unhöflich. Hörende haben als Kinder schon gelernt, dass man nicht mit dem Finger auf andere Leute zeigt. Hörende kommunizieren nicht so direkt wie Gehörlose. Sie kommunizieren viel umständlicher. Wenn ein Hörender beim Bäcker einfach nur “Nussschnecke” sagt, ist das nicht unbedingt höflich. Er würde sagen “Guten Tag, ich hätte gerne eine Nussschnecke”. In Österreich würde man vielleicht sogar sagen “Grüß Gott, gnädige Frau, ich hätte gerne eine Nussschnecke, wenn’s Ihnen nicht zu viele Umstände macht, bitteschön” :)
Und diese umständliche Sprache besteht zu 90% aus Höflichkeit, zu 10% aus Information.
Daher ist es für Hörende ungewohnt, wenn jemand in den Laden kommt und “stumm” auf die Nussschnecke zeigt.
Unter Gehörlosen wäre folgendes auch normal: die Verkäuferin fragt, ob Du auch ein Schoko-Croissant haben möchtest. Du magst aber keine Schoko-Croissants, deshalb verziehst Du das Gesicht und streckst vielleicht sogar die Zunge raus.
Wenn Du das bei einem Hörenden machst, kommt das komisch an. Der Hörende würde lächeln und sagen “Nein, danke.” In Österreich würde man vielleicht sagen: “Danke vielmals, aber für Schokoladen-Croissants konnte ich mich noch nie erwärmen, gnädige Frau, aber ich danke Ihnen vielmals für das Angebot.”
Die Deutschen sind den Österreichern oft viel zu direkt. Genauso wie Gehörlose den Hörenden oft viel zu direkt sind.
Solltest Du also was ändern?
Nein, nicht unbedingt. Aber Du solltest verstehen, warum das für Hörende eine komische Situation ist. Und je mehr Du dabei lächelst, desto weniger komisch ist das. Ja, wirklich! Probier’s mal aus. Oft hilft es auch, wenn Du gleich am Anfang sagst, dass Du taub bist.
Übrigens: auch für Hörende gibt es komische Situationen beim Bäcker. Gebäck hat manchmal seltsame Namen wie “Kirschplunder”, “Golatschn” oder “Mozarthörnchen” (lecker).
Oft weiß man nicht, welches welches ist, weil die Schilder oft falsch stehen. Und dann bestellt man eine “Golatschn”, bekommt aber einen Kirschplunder oder so. Da ist das Zeigen mit dem Finger oft besser.
Musik
Die meiste Hörenden lieben Musik. Und viele können sich eine Welt ohne Musik nicht vorstellen. Daher denken sie, Gehörlosen müsste etwas fehlen, wenn sie Musik nicht hören können und sie glauben, sie müssten Gehörlose dafür bedauern. Das verstehen Gehörlose wiederum nicht, denn denen fehlt ja nichts. Viele Gehörlose mögen die Vibrationen von lauter Musik. Und wenn Du Dir vorstellst, dass Du das nicht mehr spüren könntest, würde Dir vielleicht etwas fehlen und jemand, der das nicht mehr kann, den würdest Du vielleicht auch bedauern.
Und wenn ein Hörender Musik liebt, dann würde er das Erlebnis vielleicht gerne teilen. Mit Gehörlosen ist das etwas schwierig. Musik kann Hörende verbinden, so wie zum Beispiel ein Gebärdenchor Gehörlose verbinden kann. Aber Musik kann auch trennen, denn wenn der Nachbar ständig laute Musik hört, die ich nicht mag, dann stört mich das.
Gehörlose können weg schauen, wenn ihnen etwas nicht gefällt.
Aber weghören geht nicht so einfach.
Stille und Lärm
Hörende können es sich nicht vorstellen, wie es ist, komplett taub zu sein. Selbst wenn sie sich Stöpsel in die Ohren stecken, sie hören immer noch. Und schon gar nicht können sie sich vorstellen, wie es ist, wenn man noch nie gehört hat. Das ist auch gar nicht so einfach. Wie es ist, blind zu sein, das kann jeder einfach ausprobieren und die Augen zu machen. Bei Hörenden ist das nicht so. Überall sind Geräusche. Selbst, wenn man ganz alleine in einem stillen Raum sitzt: man hört die Schuhe auf dem Boden, die Kleidung macht Geräusche, wenn man sich bewegt und wenn man etwas älter ist, knacken die Gelenke :) Ein Hörender kann eine Maus hören, die in einer dunklen Ecke des Raumes an etwas knabbert. Sie orientieren sich auch so. Wenn man nachts aufsteht und es ist ganz dunkel, dann hört man vielleicht das Ticken einer Uhr. Und Hörende können Geräusche sehr gut orten. Man kann sagen, ob das Ticken vor, hinter, rechts oder links von mir ist.
Jeder Gehörlose, der das nicht glaubt, den fordere ich heraus: in einem stillen Raum verbinden wir mir die Augen. Ich bekomme eine Wasserpistole, Du stellst Dich irgendwo hin und machst ein Geräusch. Und schon wirst Du nass. Wenn Du Dich nicht bewegst :)
Ton-Designer machen sich sogar Gedanken darüber, wie sich ein Motor anhört oder eine Autotüre, die geschlossen wird. Oder ein Keks, den Du isst, ein Müsli u.s.w.
Das hat auch etwas damit zu tun, wie es sich anfühlt, in einen Keks zu beißen. Ja, das macht Geräusche und wenn man etwas wie eine Karotte oder Nüsse isst, dann ist das oft so laut, dass man nicht mehr hören kann, was im Fernsehen gesprochen wird! Ein Keks kann zum Beispiel wie eine kleine Explosion im Mund zerbröseln beim Draufbeißen oder weich sein und gar keine Geräusche machen. Und wenn man beim Arzt im Wartezimmer sitzt (da ist es meist sehr leise), dann wird man komisch angeschaut, wenn man etwas lautes isst. Die Papiertüte macht Geräusche, die gebrannten Mandeln krachen laut, wenn man darauf beißt und auch das Kauen macht Geräusche. Das kann peinlich sein und man traut sich dann gar nicht, weiter zu essen, weil man von den anderen “blöd” angeschaut wird.
Also wunder Dich nicht, wenn Du als Gehörloser angeschaut wirst, wenn Du etwas isst. Vielleicht ist das ja laut und die Hörenden schauen Dich nicht an, weil Du gehörlos bist, sondern weil Du Geräusche machst, die in dieser stillen Umgebung einfach auffallen. Das kannst Du als Gehörloser aber nicht wissen. Und die Hörenden um Dich herum können nicht wissen, dass Du das nicht wissen kannst. Vielleicht wissen sie nicht mal, dass Du gehörlos bist.
Wenn Dich also in dieser Situation jemand blöd anschaut, biete ihm einfach eine gebrannte Mandel an :)
Totale Stille ist für Hörende nur sehr schwer zu ertragen. Jedenfalls für längere Zeit. Genau wie Gehörlose ständig visuellen Input brauchen, brauchen Hörende Geräusche. In manchen Ländern werden Menschen gefoltert, indem sie in einen dunklen Raum ohne Geräusche gesperrt werden. Das ist furchtbar grausam.
Daher denken Hörende, dass es ganz furchtbar unerträglich sein muss, wenn man nicht hören kann.
Obwohl Hörende, wenn sie zum Beispiel Samstags in der Stadt beim Einkaufen waren, danach erstmal einige Zeit Ruhe / Stille brauchen. Denn wenn es zu lange zu laut ist, dann ist das auch anstrengend.
Wenn vor Deinem Haus eine Baustelle ist, dann ist das oft laut. Und wenn das lange dauert, dann verursacht das bei Hörenden Stress und kann sogar krank machen. Stell Dir vor, Dein Haus und alles darin würde die ganze Zeit vibrieren. Das würde Dich als Gehörlosen auch wahnsinnig machen!
Vielleicht erklärt das, warum viele Hörende denken, sie müssten die armen Gehörlosen bedauern.
Visuelle Wahrnehmung
Ein riesiger Teil unserer Wahrnehmung geschieht über das Auge. Bei Gehörlosen noch viel mehr. Wenn ich mit Gehörlosen unterwegs bin, müssen die immer auf mich aufpassen, dass ich nicht gegen ein Schild laufe, wenn ich mit denen gebärde. Gehörlose sind das viel mehr gewöhnt.
Hörende verlassen sich viel zu oft auf das Hören und laufen auf die Straße ohne zu schauen, weil sie gerade kein Auto hören. Aber vielleicht kommt da ein Fahrrad und das macht kaum Geräusche, wenn der Radfahrer nicht klingelt.
Wenn mehr Elektro-Autos auf den Straßen fahren, müssen die Geräusche machen, sonst würde es viel mehr Unfälle mit Hörenden geben. Da sind Gehörlose klar im Vorteil, denn sie schauen einfach viel mehr.
Hörende schauen sich manchmal beim Kommunizieren einfach nicht an. Die Verkäuferin beim Bäcker kann sich umdrehen und trotzdem noch mit Dir sprechen. Wenn Du nicht Gehörlos bist. Die meisten Hörenden sind es nicht gewohnt, andere Menschen während der gesamten Kommunikation anzuschauen. Daher geht das oft schief.
Während der Gehörlose den Gesprächspartner die ganze Zeit anschaut, sieht er trotzdem noch alles, was um ihn herum geschieht.
Ein Hörender wäre dabei visuell so auf den Gesprächspartner konzentriert, dass er nur wenig von allem anderen sieht. Das macht aber nichts, denn wenn irgendwas passiert, auf das er reagieren müsste, dann hört er das.
Wenn ein Gehörloser mit einem Hörenden kommuniziert, wird der öfters mal weg schauen. Warum macht er das? Das ist doch unhöflich! Wenn man miteinander redet, dann schaut man sich doch an! Das stimmt. Aber vielleicht hat er gehört, wie jemand seinen Freund ruft oder ein Auto hat eine Vollbremsung gemacht, ein Polizeiauto fährt mit Martinshorn und Blaulicht vorbei… das lenkt ab. Vielleicht hast Du das Blaulicht gesehen und das Auto im Augenwinkel trotzdem wahrgenommen. Der Fokus eines Gehörlosen ist einfach viel weiter. Der Hörende muss seine visuelle Wahrnehmung immer wieder neu fokussieren und so schaut er ständig in der Gegend herum, während Du das Blaulicht schon längst gesehen hast und gemerkt hast, dass es keine Gefahr für Dich ist, Du musst also nicht darauf reagieren.
Aber der Hörende kann seine Ohren nicht auf stumm schalten. Er hört Dinge, die er vielleicht gerade gar nicht hören will oder auch nicht hören muss, weil sie nicht wichtig sind. Aber das muss er erst herausfinden und dazu muss er hinschauen.
Also hab Geduld: Hörende sind meist einfach in ihrer visuellen Wahrnehmung benachteiligt :)
Hörende machen Gebärdensprache nach und sich darüber lustig
Danke, Kilian, für diesen sehr interessanten Hinweis. Ich schreibe hier mal, wie ich das sehe:
Es gibt einen Unterschied zwischen “über etwas lachen” und “etwas auslachen”. Wenn ein Hörender einen Gehörlosen auslacht, weil er die Gebärdensprache verwendet, dann ist es eigentlich gar nicht wert, dass man sich darüber aufregt. Das ist einfach nur doof.
In den meisten Fällen ist aber - glaube ich - etwas anderes gemeint: eine Art Parodie. Ich werde das erklären:
Im Bereich der Komödie / Comedy bei Hörenden ist es ganz normal, dass man über andere Sprachen Witze macht. Die Sprache gehört dann zur Figur dazu, die der Schauspieler darstellt. Zum Beispiel ein verliebter Franzose. Das passt sehr gut, weil es oft heißt, dass Franzosen so gute Liebhaber sind. Das ist natürlich ein Vorurteil, aber in der Comedy wird ja viel mit Vorurteilen gespielt! Und oft kann der Schauspieler auch gar kein Französisch, aber er macht den Akzent nach und benutzt manchmal Wörter, die sich französisch anhören, aber total erfunden sind!
Macht der Schauspieler einen italienischen Pizzabäcker nach, dann würde er die *typisch italienische Handbewegung* machen, mit italienischem Akzent sprechen, nur über Pizza sprechen, schöne Frauen und guten Wein. Und besonders lustig ist es dann, wenn da z.B. noch erfundene italienische Wörter für eine Pizza darin vorkommen. Zum Beispiel “Pizza fungi die piede” - etwa “Pizza Fußpilz”. Fußpilz heißt aber “Il piede d'atleta”, also “Athleten-Fuß” auf italienisch. Ein Italiener würde es zwar verstehen, aber es ist eigentlich nicht richtig.
Der Italiener oder der Franzose können das jetzt lustig finden oder auch nicht. Natürlich könnte der Italiener total sauer sein, dass man sich über seine schöne Sprache lustig macht und seine *typisch italienische Handbewegung* nachmacht! Und Gehörlose machen das ständig nach, wenn sie über Italiener sprechen. Aber weder der Italiener, noch der Franzose werden in der Regel beleidigt sein, wenn man Witze über ihre Sprache oder ihre Kultur macht. Ich finde es auch lustig, wenn Amerikaner die Deutschen oder die deutsche Sprache nachmachen. Es gibt sogar einen Film von Charlie Chaplin - “Der Große Diktator” - wo er Hitler nachmacht. Und wenn er spricht, dann spricht er eine Art Quatsch-Deutsch. Ein Deutscher wird kein Wort verstehen und es geht auch nicht darum, was er sagt, sondern wie es sich anhört! Deutsch klingt für Amerikanische Hörende sehr hart, während Französisch sehr weich klingt für deutsche Ohren. Daher ist völlig klar, dass ein Amerikaner, wenn er eine Parodie über einen charmanten Liebhaber machen will, eher einen Franzosen nimmt, weil die Sprache weich klingt. Und für einen Diktator eignet sich eine harte Sprache wie russisch, deutsch, etc.
Es gibt mit Sicherheit keine Sprache auf dieser Welt, über die noch keine Witze gemacht wurden!
Also, wenn die Gebärdensprache eine vollwertige Sprache ist, dann wird man auch darüber Witze machen!
Das kann man als Beleidigung sehen, aber eigentlich ist es eine Art der Anerkennung! Denn wenn man auch über Gebärdensprache Witze macht, dann heißt das doch eigentlich, dass sie als Sprache anerkannt wird!
Eine Parodie ist immer ein kleiner Spiegel, in dem manche Teile des Körpers dicker aussehen als sie sind. Wie ein Spiegel auf einem Jahrmarkt. Und ich finde es immer interessant, welche Teile das sind! Also was fällt den anderen Kulturen an mir oder uns Deutschen auf? Wie sehen die uns? Und oft finde ich das sehr lustig, weil da einfach viele Klischees und Vorurteile, aber auch Wahrheiten rauskommen (Deutsche tragen im Ausland immer Sandalen und Socken). Und - sind wir ehrlich - die Gebärdensprache arbeitet ja auch damit! Die Gebärde für “Spanien / Spanier” erinnert mich immer an einen Stierkämpfer, der das rote Tuch schwingt. In Wahrheit aber gibt es einen großen Anteil Spanier, die Stierkämpfe doof finden und nichts damit am Hut haben.
Und nicht jeder Italiener verwendet die *typisch italienische Handbewegung*.
Ich bin überzeugt, dass ein Großteil der Menschen es einfach spannend finden, dass man “mit den Händen sprechen” kann. Und eigentlich - ganz heimlich - würden sie das auch gerne können.
Der Typ, der Dich in der Bahn nachäfft spricht vielleicht gerade mit seinen Kumpels darüber, dass er in Gebärdensprache im Unterricht über seine Lehrerin lästern könnte ohne dass die es mitbekommt. Und das macht er nach, er spielt die Szene so, wie man es in der Gebärdensprache auch machen würde. Die anderen lachen. Und der Gehörlose empfindet es nur als Beleidigung, weil er nicht hören kann, über was die tatsächlich gesprochen haben.
Wer noch weitere Hinweise hat oder Kommentare, Korrekturen etc.: Bitte melden. Das gilt natürlich auch für Fragen!